AirTags im Apfelfunk-Test: Gesucht? Gefunden!

AirTags im Apfelfunk-Test: Gesucht? Gefunden!

Mit AirTag finden Apple-Nutzer Dinge des Alltags über die Wo-ist-App wieder. Apples neuestes Gerät ist erschwinglich und hat einige Finessen. Wir haben die AirTags getestet.

Inmitten all der Vorstellungen von Experten, wie unsere vernetzte Welt einmal aussehen wird, ragt ein Begriff immer wieder hervor: IoT – Internet of Things, zu deutsch: Das Internet der Dinge. Dass künftig jeder Gegenstand – wie Straßenlaternen, Regenschirme, Kühlschränke und Taschen – einen eigenen Internetanschluss haben soll, erscheint mit Blick auf mögliche Vorteile der Vernetzung irgendwie praktisch, aber zugleich doch absurd. Gerade bei Gegenständen, die bislang keine Batterie oder einen Stromanschluss haben, stellt sich die Frage nach der Realisierbarkeit.

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Testvideo über Apples AirTags.

Die vergangene Woche nun lag die Antwort auf diese Frage buchstäblich auf unserer Hand. Sie ist so groß wie ein Zwei-Euro-Stück, so dick wie zwei Kaugummistreifen übereinander und trägt den Namen: AirTag. Verkaufsstart war am Freitag.

AirTag ist vielleicht noch nicht die Endausbaustufe des Internet der Dinge, aber definitiv ein gewaltiger Schritt dorthin. Mit dem kreisrunden Gerät, das per Bluetooth Low Energy und über Apples eigenen Ultraweitband-Chip U1 mit der Außenwelt kommuniziert, kann man Gegenstände des Alltags schnell wiederfinden. Dazu wird das AirTag entweder in die Tasche gepackt oder mittels des in vielen Farben und Formen erhältlichen Zubehörs an einen Gegenstand gehängt. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Denkbar sind zum Beispiel Regenschirme, Taschen, Schlüsselbunde, Fahrräder oder Jacken.

Größenvergleich: Das AirTag ist ungefähr vom Durchmesser so groß wie eine Zwei-Euro-Münze.

Finden in drei Variationen

Ein AirTag kann auf drei Arten wiedergefunden werden: Die erste kennen viele von Schlüsselanhängern, die auf Klatschen reagieren und pfeifen. Statt zu klatschen, öffnet der Besitzer die „Wo-Ist-App“ auf dem verbundenen iPhone und tippt auf einen Button. Ist das AirTag in Reichweite, spielt es ein Geräusch ab.

Wer ein iPhone ab der 11-er-Generation besitzt, kann die zweite Art des Findens einsetzen: das präzise Finden funktioniert per U1-Chip. Auf dem Display wird ein Richtungspfeil angezeigt, der zum AirTag führt. Das funktioniert leider nur im Umkreis von wenigen Metern, aber sehr präzise. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn ein gesuchter Gegenstand in einer von mehreren mitgeführten Taschen sein könnte, zum Beispiel am Flughafen. Das peinliche Wühlen entfällt. Auch zuhause ist ein Gegenstand schneller gefunden.

Die dritte Möglichkeit reicht über den eigenen Haushalt weit hinaus: Per Crowdsourcing, also gespeist aus einer Milliarde aktiven Apple-Geräten (laut Apple alle ab iOS 13), lässt sich ein AirTag auch weltweit wiederfinden und das, obwohl es selbst keine Mobilfunkantenne oder etwas Ähnliches hat. Es genügt, wenn eine andere Person mit einem iPhone am AirTag vorbei läuft und das Gerät in Bluetooth-Reichweite ist. Dann sendet das iPhone die Kennung des AirTags und dessen verschlüsselte Position in das so so genannte Find-My-Netzwerk Apples. Diese Information kann der Besitzer des AirTags abrufen. Laut Apple kann nur er den Standort entschlüsseln. Und auch die Kennung ist wechselnd und so gewählt, dass sie keinerlei Rückschluss zulässt.

Zubehör für AirTag: Links die Key Rings, rechts die Loops, die wie ein Gepäckanhänger funktionieren.

So funktioniert es in der Praxis

In der Praxis funktioniert das unterschiedlich gut. Während das Auslösen von Geräusch und das Finden per Präzisionsortung im Nahbereich tadellos funktionierte, ist das Suchen außerhalb der Reichweite der eigenen Geräte ein Stück weit Glücksspiel. Kein Problem ist es in belebten Gegenden, im Nahverkehr – also überall dort, wo viele Menschen mit iPhones unterwegs sind. In Umgebungen, wo sich nur Android-Nutzer aufhalten, oder jenseits belebter Wege tun sich schwarze Löcher auf und das AirTag wird nicht gefunden. Zum Glück hat seine austauschbare CR2032-Batterie mit einem Jahr Laufzeit einen langen Atem. Vielleicht läuft ja doch irgendwann noch jemand vorbei. Oder der Nutzer folgt einfach seinen eigenen Wegen und findet es per Präzisionsortung selbst. Oder der Besitzer setzt das AirTag auf Verloren: Hält ein Vorbeikommender – und das kann auch auch ein Android-Nutzer – sein Smartphone mit NFC-Antenne daran, werden Informationen eingeblendet, die der Nutzer selbst setzen kann, zum Beispiel eine Telefonnummer.

Dass das Finden im Netzwerk eher eine letzte Chance denn eine sichere Sache ist, entkräftet aber gleichzeitig eine andere Sorge, die man haben kann. Dass nämlich das AirTag missbräuchlich verwendet wird, um Personen gegen ihren Willen elektronisch zu verfolgen. Das kleine Gerät ist schließlich unauffällig. Gegen diesen Fall hat Apple weitere Maßnahmen ergriffen: Spätestens nach drei Tagen macht sich das AirTag piepend bemerkbar, wenn es außer Reichweite des gekoppelten Geräts ist. Andere iPhone-Nutzer bekommen schon früher einen Hinweis, dass ihnen ein AirTag folgt – mitsamt Karte. Also kein leichtes Spiel für Stalker, aber so ganz auszuschließen ist es nicht. Gewiss wird sich Apple das genau ansehen – es gibt, so ist zu hören, noch Stellräder, um den Schutz anzupassen.

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Eindrücke vom Auspacken und Einrichten der AirTags.

Schnell eingerichtet

Spielend einfach ist die Einrichtung des AirTags: Dranhalten ans iPhone, schon wird es angezeigt und kann in Sekunden verbunden werden. Überhaupt ist die enge Verzahnung mit Apples Software ein großer Vorteil. Schade ist aktuell nur, dass sich die Familienfreigabe von Standorten, wie sie bei Apple-Geräten möglich ist, momentan nicht auf die AirTags erstreckt. Wünschenswert wäre für die Zukunft auch, wenn AirTags wahlweise Alarm schlagen könnten, sobald sich der Nutzer mit seinem iPhone von ihnen entfernt – etwa, weil der Gegenstand im Zug oder Bus vergessen wurde.

Widriges Wetter kann den kleinen Helfern nicht so viel anhaben: Das AirTag kann auch mal in eine Pfütze fallen, es ist wasserresistent, wozu Apple die weiße Oberschale als Membran für den Lautsprecher nutzte, um keine Öffnung lassen zu müssen.

AirTag gibt es im günstigeren Vierer-Pack.

Ein guter Preis

Die AirTags sind auf den ersten Blick verblüffend günstig für Apple-Verhältnisse. Mit 35 Euro für den einzelnen und 119 Euro für vier AirTags bewegen sie sich im marktüblichen Rahmen. Allerdings haben sie keine Möglichkeit zur Befestigung wie ein Öse. Wer ein AirTag nicht so in die Tasche legt, muss also Zubehör kaufen, das bei Apple sehr schick in verschiedenen Ausführungen zu bekommen ist, aber mindestens noch einmal genauso viel kostet. Dritthersteller bieten aber auch günstigere Alternativen zur Befestigung an.

Mit den schicken Anhängern taugt das AirTag auch als Schlüsselanhänger für einen Apple-Fan. Apple bietet auch kostenlos die Möglichkeit an, die Geräte bei Bestellung gleich mit Buchstaben oder Emojis gravieren zu lassen. Kleiner Wermutstropfen ist, dass die Metallseite schnell Kratzer anzieht.

AirTag im Key Ring am Schlüsselbund.

Wie geht es weiter?

Wie zu erwarten, ist der Hype um die neue Geräteklasse Apples hoch. Ein einzelnes AirTag war gestern noch Mitte Mai zu bekommen, die Warteliste für den Vierer-Pack reicht schon weit in den Juni hinein. Doch was bleibt, wenn sich die Aufregung gelegt hat? Die AirTags sind gekommen, um zu bleiben. Sie flankieren die Bemühungen Apples, das Find-My-Netzwerk auch E-Bike-, Technik-Zubehör- und anderen Herstellern für die Ortung schmackhaft zu machen. Am Ende ist das Produkt so wie der Nutzer, wenn er Verlorenes schnell wiederfindet: Herrlich unaufgeregt.

Geschrieben von
Malte
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