Hinter den Kulissen von Apfeltalk Live

Hinter den Kulissen von Apfeltalk Live

Michael Reimann und sein Team gehen wöchentlich mit „Apfeltalk Live“ auf Sendung. Kaum einer sieht, was für eine technische Leistung dahinter steckt. Ein Blick hinter die Kulissen des traditionsreichen Videopodcasts aus dem Herzen Bremens.

Freitagabend, kurz nach 18 Uhr in Bremen: Michael Reimann empfängt mich in Pantoffeln an seiner Haustür im Herzen Bremens. Hier, in der traditionsreichen Hansestadt, entsteht freitagabends der für Tech-Medien ebenso traditionsreiche Podcast zum Thema Apple: Apfeltalk Live. Und an diesem Freitag im Februar darf ich zu Gast sein im Studio. Nach mehreren Zuschaltungen aus der Ferne, hat es dieses Mal zeitlich geklappt, persönlich vor Ort zu sein. Für mich ist es auch die Gelegenheit, einmal einen Blick hinter die Kulissen auf die spannende Technik zu werfen, die diesen Podcast ermöglicht.

Vor der Sendung (von links): Malte, Joey und Michael.

Die bunte Welt der Äpfel

Apfelfunk, Apfeltalk, Apfel-irgendwas: Bei der Vielzahl an Websites und Podcasts, die den Apfel im Namen tragen, kann man schon mal den Überblick verlieren. Fakt ist: Apfeltalk und Apfelfunk sind zwei völlig eigenständige Projekte – gleichwohl sind wir seit einigen Jahren freundschaftlich miteinander verbunden. Michael war bei Apfelfunk Frankfurt 2.0 zu Gast. Umgekehrt waren Jean-Claude, Malte und auch unser Evergreen Rafael Zeier mehrfach bei Apfeltalk Live zugeschaltet.

Acht Jahre Apfeltalk Live

Knapp 260 Folgen gibt es von Apfeltalk Live. Die Anfänge liegen im Jahr 2012. Damals talkten Jesper Frommherz und Michael Reimann noch vor der Kulisse eines Bücher- und CD-Regals. Später spielten auch zunehmend Gäste eine Rolle, die entweder vor Ort im Studio zu Gast waren oder zugeschaltet wurden.

Apfeltalk kennen viele als Website. Dort sind News und ein großes Forum zu finden. 16.000 Follower bei Twitter und knapp 22.000 bei Facebook zeugen vom Bekanntheitsgrad  von Apfeltalk, das in Form einer GmbH gemanaged wird, dessen Geschäftsführer Michael ist. Neben Apfeltalk Live gibt es auch noch den Editor’s Podcast.

Alles ist reversibel

Michael über die Kulissen und die Technik

Nach dem frühen Tod von Jesper im November 2018 begann ein schwieriges Jahr für den Podcast, sagt Michael: Die Motivation, während der Staffeln zwischen Spätsommer und Frühsommer auf Sendung zu gehen, hatte arg gelitten. 2019 fasste er deshalb den Plan, den Podcast mit Folge 300 zu beenden. Davon kann jedoch keine Rede mehr sein. Mit Johannes „Joey“ Börnsen, der im Januar 2019 dazustieß, und der jungen YouTuberin Vera Bauer („ver_bloggt“), die seit Januar 2020 an Bord ist, fand er neue Co-Moderatoren, die mit ihm im Wechsel die Livesendung bestreiten. Im Sommer 2019 wurde in Eigenarbeit mit Joey eine neue Kulisse gebaut. „Alles ist reversibel“, sagt Michael und deutet auf Haken und Schrauben hin, mit denen sich alles schnell abbauen ließe. Doch die Fans der Sendung müssen sich aktuell nicht sorgen: Die Lustkurve zeige wieder steil nach oben, beteuert er. 

Ungewohnte Perspektive: Das Apfeltalk-Live-Studio von der Seite. Links ist die Regie zu sehen, in der Mitte die Kameras und rechts die bekannte Kulisse.

Die Location

Wer in das Studio von Apfeltalk Live möchte, muss erstmal durch das Wohnzimmer der Reimanns. Das Arbeitszimmer von Michael ist seit Anbeginn Dreh- und Angelpunkt des Videopodcasts. Hier ist ein Studio entstanden, das höchsten Ansprüchen genügt – sowohl, was die Sendetechnik, die Kameras, Ton als auch Licht angeht. Kein Wunder: Als Mitarbeiter bei Radio Bremen weiß Michael, wie der Broadcast-Hase läuft. Das spiegelt sich auch in seinem privaten Projekt wider.

Wer die Folgen auf YouTube sieht, ist geneigt zu denken, dass der Raum riesengroß ist. Riesengroß ist aber nur der Moderator mit über zwei Metern, was am Bildschirm nicht auffällt. Die Dimensionen des Studios sind jedoch gemessen am Ergebnis geradezu winzig. Bilden die Kameras den Bereich vor der Kamera noch halbwegs realistisch ab, ist der Abstand zwischen Michaels Ehefrau Kerstin, die in der Bildregie sitzt, und der „Bühne“ keineswegs so weit, wie es das YouTube-Bild suggeriert.

Let’s talk about Tech

Sieben Kameras sind im Studio aktuell im Einsatz. Fünf sind auf und an einem TV-Unterschrank positioniert, der vor der Moderatoren steht. Eine befindet sich in der Regie bei Kerstin und zeigt eine Totale. Eine weitere Kamera ist von oben auf ein Tischchen zwischen Michael und seinem Co-Moderator gerichtet. Sie dient dazu, Geräte in Nahaufnahme zu zeigen. Außerdem besteht noch die Möglichkeit, das Bild mehrerer Computer aufzuschalten, um Gäste via Skype einzublenden oder etwas am Mac vorzuführen.

Bei den meisten Kameras handelt es sich um Systemkameras, die mittels einer Verbindung zur Bildregie von Kerstin ferngesteuert werden können. Deshalb führen auch jeweils zwei Kabel zu den Kameras – eines für das Videosignal, das andere für die Steuerung des Zooms und weiterer Parameter.

Hier werden die Kameras geschaltet und das Bild gemischt: Michael in der Regie, wo während der Sendung seine Ehefrau Kerstin das Sagen hat.

In der Bildregie steht ein iMac mit einem Zusatzmonitor. Von hier aus wird ein professioneller Bildmischer bedient, der schalldicht in einem Schrank schräg hinter dem Studio steht. Das Profigerät erlaubt es, die verschiedenen Bildquellen in Echtzeit zu mischen und mit Einblendungen zu versehen. Ein Aufnahmegerät mit SD-Karte nimmt den so genannten Clean-Feed ohne Einblendungen in Endlosschleife auf. So gibt es immer ein Backup der Sendung, um im Bedarfsfall nachjustieren zu können.

An mehreren Stellen im Studio sind Stream Decks von Elgato zu sehen. Die Drucktasten des Geräts können beliebig belegt werden, so dass zum Beispiel Szenenwechsel oder andere Vorgänge leicht vom Moderator oder der Regie aus gesteuert werden können.

Ins Netz streamt Michael das Livesignal mittels des Dienstes Restream, erzählt er. Dieser kann mehrere Plattformen wie YouTube, Facebook und Twitch gleichzeitig bedienen. 

Für das Zuschalten von Gästen gibt es übrigens einen eigenen DSL-Anschluss mit Fritzbox, damit sich Skype und der Stream nicht ins Gehege kommen. 

So sieht die Sendung aus der Sicht des Gastes aus. Professionelle Lichttechnik setzt die Moderatoren in Szene.

Das Apfeltalk-Studio ist eine Mischung aus Profi-TV, Bastelstube und Nerd-Ecke. Dafür sorgen auch die diversen Lichtquellen. Neben den Profi-Scheinwerfern an der Decke, die auf Moderatoren und Gast gerichtet sind, gibt es zum Beispiel Light Panels oder bunt leuchtende Pac-Man-Figuren.

Ab Mittwoch herrscht jeweils Update-Verbot, sagt Michael grinsend. Auch so ein Erfahrungswert. Wie genau das Studio zusammengebaut ist, weiß offenbar nur er. Aber auseinander nehmen dürfe er es trotzdem nicht, scherzt er. Wer weiß, ob er es jemals wieder so zusammen bekommt.

Wie viel Liebe im Detail steckt, zeigt sich an Kleinigkeiten wie den roten Lämpchen, die signalisieren, welche Kamera gerade „on“ ist. Für die Bildregie wurde kurzerhand ein kleiner Bastelcomputer so umfunktioniert, dass er sich vom Bildmischer die Information holt, ob die Kamera gerade aktiv ist.  

„Ruhe bitte“: Die letzten Minuten vor der Sendung. Co-Moderator Joey richtet noch das Headset-Mikrofon.

„Ruhe bitte!“

45 bis 60 Minuten Sendung sind die Standardlänge bei Apfeltalk Live. Wenn es mal länger wird, ist Michael eine gewisse Nervosität anzumerken. Warum eigentlich? „Ich möchte nicht, dass die Zuschauer gelangweilt abschalten“, begründet er die Disziplin, auch dann aufzuhören, wenn es gerade spannend wird. Vielleicht schimmert auch ein wenig das Berufliche durch, wo anders als im Podcast-Business ein fester Sendeplan einzuhalten ist.

Eine halbe Stunde vor der Sendung weicht die Lockerheit langsam der Betriebsamkeit. Michael, Joey und der Gast sitzen in Position und setzen sich die Headsets mit dem Mikro auf, deren Kabel hinter den Sesseln wegführen. Kerstin stellt Mikrolautstärke und Kameras ein. Der Moderationsscherz wird noch einmal einstudiert, letzte Absprachen getroffen. 

Um kurz vor sieben heißt es dann laut „Ruhe bitte“ aus der Regie. Zu diesem Zeitpunkt läuft im Stream bereits die Musik mit einer Einblendung. Hinter „Milchglas“ ist das Studio bereits zu sehen. Mit der Ermahnung zur Ruhe werden die Mikros scharf geschaltet. Theoretisch könnte also in die Musik oder den Titel „hineingequatscht“ werden. Die Titelmusik ist übrigens im Studio nicht zu hören, was den Auftakt dort ziemlich plötzlich wirken lässt.

Die Kameras und ein Spickzettel: Damit Michael bei der Verabschiedung nichts und niemanden vergisst, hat er sich alles aufgeschrieben.

Überhaupt ist es eine ziemlich skurrile Erfahrung, im Studio zu sitzen. Nicht nur, dass es immer komisch ist, plötzlich in einer Kulisse zu sitzen, die einem sonst nur vom Zuschauen auf YouTube bekannt ist. Auch die Tatsache, dass die Moderatoren auf Socken vor den Kamera sitzen, ist ein amüsantes Rand-Detail. Deshalb, so Michael, liegt dort auch ein Flauschteppich. Zwischendurch miaut auch mal Katze Lisa in der Tür. Echte Wohnzimmer-Atmosphäre. Während mancher ein Pantoffelkino sein Eigen nennt, ist es bei Michael ein Pantoffelstudio.

Ist die Sendung vom Netz, ist es gute Tradition, dass noch mit dem Selfie-Stick ein Foto von allen Beteiligten gemacht wird. Dann gehen buchstäblich die Lichter aus im Apfeltalk-Studio. Bis nächste Woche. Oder bis Michael seinem zweiten Hobby frönt: Dem Übertragen von Live-Computerspielen oder dem Basteln von Lego als „Steinfluencer“. Die Machwerke aus letztgenanntem YouTube-Kanal sind übrigens auf Regalen oberhalb des Studios zu bewundern. „Mittlerweile ein teureres Hobby als Apple“, sagt er.

Wunderbare Podcast-Welt

Der Besuch bei Apfeltalk Live war zweifellos ein spannendes Erlebnis. Es ist immer eine Freude, die Menschen hinter den Mikrofonen und Kameras kennen zu lernen. Interessant ist aber auch, wie jeder seine eigene Technik und Abläufe gefunden hat. Die Podcast-Welt ist bunt und nichts ist von der Stange. Was uns eint, ist die Freude an diesem wunderbaren Medium.

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Geschrieben von
Malte
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1 Kommentar
  • Ein toller Bericht hinter den Kulissen des Apfeltalks. Toll, dass die Weltmetropole und meine Heimatstadt Bremen solch einen Leuchtturm im Tech-Universum aufweisen kann. Auf dem AppleTV „Apfeltalk live“ schauen, auf der Arbeit via Podcast-App „Apfelfunk“ hören. Tolle Kombo. An alle Beteiligten: Im Namen aller Apple- und Tech-Fans „Danke“ für euer nicht selbstverständliches Engagement.

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Jean-Claude Frick und Malte Kirchner berichten und bewerten darin die Neuigkeiten. Ein Podcast über Apple, Gadgets & mehr.

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