Apple Watch Series 5 im Test: Die Uhr, die niemals schläft

Apple Watch Series 5 im Test: Die Uhr, die niemals schläft

Die Apple Watch ist in diesen Tagen das Apple-Gerät mit der bemerkenswertesten Fortentwicklung. Nach mehreren Wochen mit der Series 5 wollen das verbesserte Display nicht mehr missen.

„Hey, das ist ja die Series 5.“ Kurioserweise haben uns in den vergangenen Wochen auf die Series 5 mehr Leute angesprochen als das ganze Jahr vorher auf das Vorgängermodell. Dabei war die Series 4 in punkto Hardwaredesign und mit dem größeren Bildschirm zweifellos die größere Veränderung für die Apple Watch. Aber ein Display, das niemals schläft, das immer die Uhrzeit anzeigt – das gilt für digitale Uhren als noch bemerkenwerter.

Was für eine Freude über etwas, das jahrzehntelang das Normalste der Welt war: Eine Uhr, die ständig die Uhrzeit anzeigt. In der Welt der Smartwatches war das allerdings bislang alles andere als normal.

Energiehunger vs. Always-on

Die Anzeige der Apple Watch Series 5 im aktiven Modus …

Der Energiehunger der Displays und der Wunsch nach Kompaktheit des Gehäuses zwangen die Hersteller der ersten digitalen Uhren, Kompromisse zu schließen. Dafür bekam der Nutzer aber auch stets mehr als bei einer analogen Uhr: Verschiedene Zifferblätter und Zusatzfunktionen vom Wetter, über E-Mails, Nachrichten bis hin zur Telefonie. Dieser Kompromiss, das zu ermöglichen, sah im Falle der Apple Watch so aus, dass Bewegungssensoren den Bildschirm aktivierten, wenn der Nutzer den Arm in Richtung Gesicht anhob oder er drauf tippte. Und dass das Display sich nach einer gewissen Zeit wieder ausschaltete, wenn es keine weitere Aktion gab. Das funktionierte mit jeder Series und jedem Software-Update gefühlt auch etwas besser. Und damit rückte auch der Wunsch nach diesem Always-on-Display ein wenig in den Hintergrund.

Dieser Kompromiss ist bei langjährigen Nutzern von digitalen Uhren tatsächlich so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man den zentralen Vorzug der Apple Watch Series 5 – das Display, das niemals schläft – im ersten Moment gar nicht so richtig nutzt. Bei einigen Technikinteressierten im Netz ging das Unbehagen sogar so weit, dass sie sich die Abschaltung zurückwünschten. Andere könnten ja ihnen etwas weggucken, wenn das Zifferblatt künftig ständig zu sehen ist.

Keine Angst vor dem Display

… und die Anzeige im Stand-by. Deutlich zu erkennen ist das gedimmte Watch-Face.

Dererlei Ängste sind unbegründet. Die Apple Watch Series 5 zeigt die Benachrichtigungen, die private Informationen enthalten, nämlich weiterhin nur im aktiven Modus an. Abgucken kann der Außenstehende also allenfalls etwas, was als Anzeige im Zifferblatt, als so genannte Komplikation, eingestellt wurde. Aber auch dies lässt sich über die Einstellungen abschalten.

Am Ende also viel Aufregung über etwas, das für den Nutzer nur Positives bewirkt: Mit der Series 5 ist es nämlich erstmals möglich, die Uhrzeit dezent abzulesen. Vorbei die Zeiten, in denen die Gesprächspartner in Besprechungen dachten, man übe Zeitdruck aus, nur weil man kurz auf die Uhr schauen wollte und den Arm anhob.

Dabei ist auch das Always-on-Display nur ein technischer Kompromiss zwischen Sichtbarkeit und Akkulaufzeit. Apple hat einen neuen Bildschirm entwickelt, der im Stand-by die Bildfrequenz auf ein Bild pro Sekunde senkt. Deshalb werden allzu bewegliche Elemente wie der Sekundenzeiger im Stand-by auch ausgeblendet. Zudem dimmt der Bildschirm die Helligkeit. Apple hat spezielle Dunkelvarianten der Zifferblätter entwickelt, die gut ablesbar sind und den Akku schonen. Diese dunklere Anzeige bewirkt im übrigen auch, dass die Ablesbarkeit für umstehende Personen nicht gut ist. In unserem Test wurden wir ein paar Mal nach der Uhrzeit gefragt: Wir mussten das Display dann schon wirklich in Richtung der fragenden Person richten, damit es gut abgelesen werden konnte.

Die Watch ist erwachsen geworden

Die neue Always-on-Technik funktioniert auch recht gut, wenngleich sich bei der Akkulaufzeit über den Tag gesehen schon eine durchaus schnellere Entladung feststellen lässt. Apple hat hier mittlerweile aber schon massiv nachgebessert. Mit watchOS 6.0.1 und 6.1 hat die Akkulaufzeit wieder zugenommen. Gemessen am Nutzen wäre ein klein wenig Laufzeitverlust allerdings zu verschmerzen. Die Apple Watch ist erwachsen geworden.

Ein weitere Neuigkeit, der eingebaute Kompass, erscheint zunächst unspektakulär, ist es aber nicht. In der Karten-App auf der Uhr ist es nunmehr möglich, neben dem Standort auch die Blickrichtung anzuzeigen.

Eine sinnvolle Weiterentwicklung sind die internationalen Notrufe. Bei Besitzern der Cellular-Variante ruft die Uhr automatisch Rettungsdienste an, wenn der Besitzer ernsthaft stürzt oder per fünfmaligem Betätigen des seitlichen Knopfes den Notruf auslöst. Eine Mobilfunkkarte ist dafür in den meisten Ländern der Welt nicht nötig – leider aber in Deutschland.

Neue Materialien: Keramik & Titan

Für Freunde anderer Materialien gibt es nun neben den Gehäusen aus Aluminium und Edelstahl ein Wiedersehen mit Keramik und neu Titan. Die mit Preisen ab 1399 Euro deutlich höherwertige Keramik-Variante fällt schon von weitem auf. Titan präsentiert sich eher dezent und fühlt sich sehr leicht am Handgelenk an. Wer mit einem besonderen Gehäuse auffallen will und das nötige Kleingeld hat, sollte unbedingt zur Keramik greifen. Titan ist eher ein Material, das man für sich selbst kauft.

Wie bei den vorherigen Modellen lassen sich die Gehäuse der Series 5 mit den von Apple und anderen Herstellern verkauften Armbändern kombinieren.

Für wen lohnt sich der Kauf?

Ebenfalls neu bei der Series 5: Der Kompass, der in der Karten-App die Blickrichtung zeigt.

Für wen lohnt sich der Kauf? Wer sich zum ersten Mal eine Apple Watch kauft, sollte sich gleich für die Series 5 entscheiden, die in der GPS-Variante mit 40mm-Gehäuse ab 449 Euro erhältlich ist, in der größeren 44mm-Variante für 479 Euro. Zwar führt einen die deutlich günstigere Series 3 in Versuchung, aber das verbesserte Hardwaredesign der Series 4, gepaart mit dem Always-on-Display der Series 5, rechtfertigt den Aufpreis vollkommen. Das Mobilfunkmodul kostet rund 100 Euro mehr, macht die Uhr unabhängiger vom iPhone, ist aber kein Muss. Wer von der Series 4 kommt, muss etwas länger überlegen, da hier vor allem nur das Always-on-Display ein Anreiz sein könnte. Besitzer früherer Watches können bedenkenlos umsteigen.

Allerdings gibt es eine Vielzahl neuer Software-Funktionen auch für ältere Watch-Modelle. Mit watchOS 6 hat Apple die Möglichkeiten der Uhr erweitert. Es gibt einen eigenen App Store und die Möglichkeit, Updates ohne Umweg über das iPhone zu laden. Die Rückwärtskompatibilität reicht seit watchOS 6.1 bis zur Series 1 zurück. Allerdings unterstützen die älteren Modelle nicht alle neuen Funktionen im Betriebssystem.

Die Uhr, die immer die Zeit anzeigt, gibt es freilich nur mit der Hardware. Und hat man sich einmal den Reflex abgewöhnt, die Arm dafür zu heben, möchte man nie wieder zurück.

Über unsere Testergebnisse haben wir in Folge 190 des Apfelfunks gesprochen:

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Geschrieben von
Malte
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