iPad Air (2020) im Test: Der Aufsteiger des Jahres

iPad Air (2020) im Test: Der Aufsteiger des Jahres

Apple hat im September ein neues iPad Air vorgestellt. Die vierte Generation mutet wie das iPad Pro an und das zum kleineren Preis. Aber hält das Air auch auf den zweiten Blick, was es auf den ersten verspricht? Wir haben das Gerät getestet.

Die Geschichte des iPad Air von Apple ist voller Wandlungen: Das erste Air im Jahr 2013 war Nachfolger des damals einzigen iPads im 9,7-Zoll-Format. Es erhielt seinen Namen, weil das neue Modell deutlich dünner und leichter war. Nach einem weiteren Gerät, dem iPad Air 2, verschwand der Namenszusatz wieder, bis er von Apple 2019 erneut eingeführt wurde. Das iPad Air war nun, was zwei Jahre zuvor das iPad Pro 10,5″ war, bevor es auf ein neues Design mit größerem Bildschirm umgestellt wurde. Es war auf eine Weise wieder eine Erleichterung, aber diesmal nicht im Gewicht, sondern in Sachen Preis.

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Ein iPad Pro Lite?

Jetzt, im September, hat Apple den Begriff Air erneut neu definiert. Und einmal mehr ist es die Pro-Linie, die Vorbild für das Gerät ist. Man könnte also sagen, dass anstelle von Air auch Lite stehen könnte. Ein iPad Pro Lite. Dieser Gedanke drängt sich bei der vierten Generation noch viel mehr auf als bei der seinerzeit eher nebenbei eingeführten dritten Generation. Es ist die Erfüllung eines oft gelesenen Wunsches, das Pro-Design und einige seiner Features zum günstigeren Preis zu bekommen. Doch gibt es einen Haken?

Das Display

Das 10,9-Zoll-Display wartet mit allerlei Finessen auf wie zum Beispiel True Tone, eine Technik, die die Farben an das Raumlicht anpasst, oder dem P3-Farbraum. Was es im Gegensatz zum iPad Pro nicht kann, ist ProMotion, die Unterstützung der Bildwiederholrate von 120 Hertz, die für flüssigere Bewegungen sorgt, etwa beim Scrollen. Die Meinungen darüber, ob das ein Must-have ist oder eher Nice-to-have gehen weit auseinander.. Das aktuelle iPhone 12 kommt schließlich auch ohne aus. Die Diskussionen dort waren ähnlich. Äußerlich ist dem Air kaum anzusehen, dass es sich vom iPad Pro 11 Zoll unterscheidet. Lediglich die Kameralinsen auf der Rückseite lassen Rückschlüsse zu.

Neue Farben

Das iPad Air gibt es jetzt in mehr Farben und geht damit über die des Pro hinaus: Space-grau, silber, roségold, grün und blau. Das Blau ist eher dunkel gehalten und erinnert an einen blau-grauen Farbton. Neu ist auch, dass statt Lightning ein USB-C-Anschluss verbaut wird. Dadurch können auch Digitalkameras und externe Festplatten leichter angeschlossen werden.

Touch ID

Viel Aufsehen erregt die Wiedereinführung von Touch ID. Der Fingerabdrucksensor steckt erstmals im Einschaltknopf oben rechts und funktioniert trotz der schmalen Kontaktfläche tadellos. Allerdings muss man sich den Handgriff beim Aufschließen erstmal einprägen. Vielleicht ist das ein Phänomen, das nur Nutzer erleben, die diese iPad-Bauform mit der Gesichtserkennung Face ID kennen. Dort genügt ein Swipe nach oben. Jetzt ist ein langer Arm gefragt. Schlauerweise hat Apple bei der Einrichtung gleich den Hinweis eingepflegt, auch den Finger der anderen Hand zu erfassen, um im Querformat keine böse Überraschung zu erleben. Beide Verfahren, Touch ID und Face ID, haben im Alltag Vor- und Nachteile. Touch ID hätten in diesen Tagen viele gerne auch auf dem iPhone, wenn sie dieses mit Mund-Nase-Maske bedienen. Auf dem iPad Air ist es nicht wegen Corona anzutreffen, sondern weil es die teurere Technik einspart, um Face ID zu ermöglichen.

Die aktuellen iPads von Apple auf einem Bild (von links): iPad Mini, iPad, iPad Air, iPad Pro 11 Zoll und iPad Pro 12,9 Zoll.
Die aktuellen iPads von Apple auf einem Bild (von links): iPad Mini, iPad, iPad Air, iPad Pro 11 Zoll und iPad Pro 12,9 Zoll.

Zwei Speichergrößen

Beim Speicher gibt es zwei Ausstattungen: 64 und 256 Gigabyte. Ein LTE-Mobilfunkmodul gibt es gegen Aufpreis. Als Kameras sind auf der Rückseite eine 12-Megapixel- und vorne eine 7-Megapixel-Kamera eingebaut. Gerade die Kamera vorne ist für Videokonferenzen bedeutsam. Sie unterstützt jetzt 1080p-HD-Auflösung.

Der neue A14

Als Prozessor kommt Apples neuester A14-Chip zum Einsatz, der auch im iPhone 12 steckt. In unseren Benchmarks erreichte er Höchstwerte, wenngleich dieser Vorteil sich nur bei anspruchsvollen Apps wie im Videoschnitt wirklich bemerkbar macht. Trotzdem sollte der Chip nicht unterschätzt werden: Vor allem die erheblich verbesserte Neural Engine fürs Maschinenlernen sollte sich in Zukunft auszahlen, da Apple immer mehr auf deren Funktionen setzt, etwa bei der computerunterstützten Fotografie oder in dazulernenden Apps. Wer von früheren iPads kommt – und die meisten Menschen nutzen die Tablets viel länger als ihre Smartphones – dürfte gleichwohl einen großen Sprung machen und diesen im Alltag auch bemerken. Nicht zu vergessen: Ein nagelneuer Prozessor garantiert auch für lange Zeit Updates.

Neue Zubehör-Möglichkeiten

Mit dem iPad Pro-Design eröffnet sich auch ein ganzer Reigen von neuem Zubehör für die Consumer-Klasse, dazu zählt der Apple Pencil der 2. Generation, der magnetisch am Gerät zum Aufladen angedockt werden kann. Es ist das erste Mal, dass er nicht nur für das Pro verfügbar ist. Das Magic Keyboard bietet eine vollwertige Notebook-Tastatur mit Trackpad, kostet allerdings dafür auch etwa halb so viel wie das ganze iPad. Zudem wurden neuen Smart Folios in passenden Farben herausgebracht, eine Art Schützhülle für Vorder- und Rückseite.

Nachhaltig

Besonders betont wird von Apple auch das Thema Nachhaltigkeit: Das komplette Gehäuse besteht aus recyceltem Aluminium. Das Zinn für das Lötmittel in der Haupt­platine ist ebenfalls recycelt, ebenso wie die Selten­erd­elemente in den Laut­sprechern. Die Message ist klar: In Zeiten, in denen immer mehr über Nachhaltigkeit diskutiert wird, sollen iPad-Käufer kein schlechtes Umweltgewissen haben.

Fazit: Air oder Pro?

Ist das iPad Air 2020 also ein günstigeres iPad Pro? Zumindest vereint es unglaublich vieles in sich, was das iPad Pro ausmacht und weshalb es auch Nutzer haben möchten, die von ihrer Nutzung eher nicht High-End benötigen. Einen Haken gibt es nicht, aber naturgemäß für den günstigeren Preis einige Abstriche: Dazu zählen Face ID, das 120 Hertz-Display, bessere Kameras und einige Kleinigkeiten. Auch größerer Speicherbedarf wird nur in der Pro-Klasse befriedigt. Würde man Nutzer befragen, würden sicherlich 8 von 10 das für absolut verschmerzbar halten angesichts des günstigeren Preises.

Wer das iPad Air in seiner günstigsten Variante mit 64 GB für 632 Euro kauft, spart über 200 Euro im Vergleich zum günstigsten iPad Pro. Das hat dafür allerdings 128 GB Speicher und die erwähnten zusätzlichen Features. Ähnlich bemessen ist übrigens der Preisunterschied zwischen iPhone 12 und 12 Pro – Apples Preistabellen sind bekanntlich sehr ausgeklügelt. Wer sich gar für das 256 GB-Modell entscheidet, hat mit 798 Euro nur knapp 60 Euro Unterschied zum Pro. Das ist trotz des halb so großen Speichers trotzdem eine Überlegung wert. Das iPad Pro 11 Zoll bleibt also trotz des iPad Air reizvoll.

Das iPad Air der 4. Generation ist zweifellos der Aufsteiger des Jahres. Es ist kein iPad Pro Lite, weil der Name suggerieren würde, dass es eine billigere Machart ist – dem ist nicht so: Wer das Air kauft, bekommt das, was es kann, in der Qualität, die auch das Pro aufweist. Also ohne Abstriche. Alleine: Das Pro kann etwas mehr. Aber nicht jedes Pro-Feature ist für jeden Käufer von gleich großem Interesse. Eben drum ist es gut, dass die Lücke zwischen den iPads der Consumer-Klasse und den Pro-Geräten geschlossen wurde.

Geschrieben von
Malte
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